„Antilopen bekommen kein Schienbeinkantensyndrom. Wölfe legen sich keine Eisbeutel aufs Knie. Ich glaube nicht, dass Jahr für Jahr 80 Prozent aller Wildpferde durch die mit dem Laufen verbundenen Belastungen außer Gefecht gesetzt werden. In dieser Situation erinnerte ich mich an einen Ausspruch, der dem britischen Mittelstreckler Roger Bannister (Anm: Roger Bannister war der erste Mensch, die die Meil – 1609 Meter – unter 4:00Min. lief) zugeschrieben wurde….:“Jeden Morgen wacht in Afrika eine Gazelle auf“ sagte Bannister. „Sie weiß, das sie schneller als der schnellste Löwe laufen muss, sonst wird sie getötet. Jeden Morgen wacht in Afrika auch ein Löwe auf. Er weiß, dass er schneller laufen muss, als die langsamste Gazelle, sonst wird er verhungern. Es spielt keine Rolle, ob due ein Löwe oder eine Gazelle bist: Wenn die Sonne aufgeht, fängst du am besten an zu laufen.“
Wie sollte jedes andere Säugetier auf diesem Planeten, sich auf seine Beine verlassen können, wir aber nicht?…..Wie kann es sein, dass manche von uns jeden Morgen bei Sonnenaufgang wie die Löwen oder wie die Bannisters in der Gegen herumrennen, während wir anderen ersteinmal eine Handvoll Ibuprofen brauche, bevor wir unsere Füße bewegen können?……….Die Tarahumara sind ein so rätselhaftes Volk, das sie sogar unter einem Pseudonym leben: Ihr richtiger Name lauet Raráramuri – Die Fußläufer…..In Sachen Marathonlauf pflegen die Tarahumara eher einen karnevalistischen Stil…….Ist die Zeit für das Rennen gekommen, wird weder trainiert noch systematisch auf einen bestimmten Zeitpunkt hingearbeitet. Sie machen keine Dehnübungen und wärmen sich auch nicht auf. Sie spazieren einfach zur Startlinie, lachen und scherzen dabei…….und rennen dann los, wie die Teufel, um 48 Stunden lang nicht mehr anzuhalten…..die am stärksten belasteten Beine waren die flinksten, …..ein Stamm von Analphabeten war weiser als alle anderen…..Und was hatte das alles mit dem Laufen zu tun?…..(Sein) Laufstil war so erstaunlich, dass man die Einzelheiten nur mit Mühe sofort erkannte. Seine Füße wichen den Steinen mit tänzerischer Leichtigkeit aus, doch oberhalb der Beine blieb der Körper ruhig, fast unbewegt. Wer ihn nur von der Hüfte aufwärts betrachtete, konnte glauben, dass er auf Kufen dahinglitt……“
Aus: Christopher McDougall – Born to Run